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Ausgabe 11/2025

Kontinuierlicher Flächenverbrauch – die Veränderung der Flächennutzung von 2016 bis 2023 in Frankfurt

Autor:in

Von: Sharmin Akter

Veröffentlichungsdatum

24.07.2025

Fläche ist eine knappe und begrenzte Ressource, die sich nicht vermehren lässt. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit ihr ist daher eine der zentralen Herausforderungen moderner Stadtentwicklung. Angesichts des begrenzten Flächenangebots und dem steigenden Bedarf an Wohnbau-, Gewerbe- und Verkehrsflächen steht Frankfurt wie andere deutsche Größstädte vor der Aufgabe, eine Balance zwischen Wachstum, Lebensqualität und Nachhaltigkeit zu finden. Die Veränderungen bei der Flächennutzung zeigen jedoch in den letzten acht Jahren, dass trotz nachhaltigem Flächenmanagement Grünflächen verloren gegangen sind.

Wachsende Bevölkerung

Im Jahr 2023 betrug die Fläche Frankfurts 24.831,3 Hektar. Das sind 248,3 Quadratkilometer, womit die Stadt zu den flächenmäßig eher mittleren deutschen Großstädten zählt. Während die Frankfurter Gemeindefläche über die letzten fünf Jahrzente konstant geblieben ist, zeigen die demografischen Trends im betrachteten Zeitraum einen bemerkenswerten Anstieg der Bevölkerung. Die Bevölkerung stieg von 729.624 im Jahr 2016 auf 770.166 im Jahr 2023. Dies entspricht einem Zuwachs von 5,6 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich die Siedlungsdichte um 4,9 Prozent. Die Wachstumsraten verlangsamten sich nur zwischen 2019 und 2021 bedingt durch die COVID-19-Pandemie.

Entwicklung der Freiflächen, der baulich geprägten Flächen, der Einwohnerinnen und Einwohner, der Siedlungsdichten

Jahr
Einwohner/-innen
baulich geprägte Flächen
(Siedlungs- und Verkehrsflächen)
Freiflächen
(Siedlungsfreifläche, Freiraumflächen)
Siedlungsdichte
insgesamt je ha ha ha km²
2016 729.624 29,4 12.387 12.444 5.890,2
2017 741.093 29,8 12.396 12.435 5.978,4
2018 747.848 30,1 12.395 12.436 6.033,4
2019 758.574 30,5 12.405 12.426 6.115,1
2020 758.847 30,6 12.411 12.420 6.114,2
2021 753.626 30,3 12.430 12.401 6.062,9
2022 767.609 30,9 12.443 12.388 6.169,0
2023 770.166 31,0 12.460 12.372 6.181,3

Quelle: Hessisches Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation; Melderegister; Eigenberechnung.

Die wachsende Bevölkerungszahl erfordert die Entwicklung zusätzlicher flächenintensiver Infrastruktureinrichtungen. Nach den Flächenangaben des Hessischen Landesamtes für Bodenmanagement und Geoinformation (HVBG) und des Stadtvermessungsamtes Frankfurt a. M. erreichten die baulich geprägten Flächen (Siedlung und Verkehr) in Frankfurt im Jahr 2023 eine Größe von 12.460 Hektar, ein Plus von 73 Hektar gegenüber dem Jahr 2016. Durch die Zunahme verringerten sich die Freiflächen um den gleichen Betrag. Doch welches Flächensegment nahm zu und welches ab?

Siedlungsdichte: Die Siedlungsdichte ergibt sich aus der Division der Einwohnerinnen und Einwohner einer Raumeinheit durch deren Siedlungs- und Verkehrsfläche in Quadratkilometern.

Freiflächen: Freiflächen umfassen alle siedlungsfreien Flächen, Erholungsflächen und Freiraumflächen (Vegetation und Gewässer).

Siedlungsfläche baulich geprägt: Das Amtliche Liegenschaftskatasterinformationssystem (ALKIS) unterscheidet die vier Objektartengruppen Siedlung, Verkehr, Vegetation und Gewässer als Hauptkategorien. Zur weiteren Spezifizierung werden Objektarten klassifiziert. Um zentrale Flächenbereiche sinnvoller charakterisieren zu können, wurden vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IOER) die Gebietsflächen nach eher baulich geprägten Flächen und Freiflächen unterschieden. Daran anlehnend wurden die Auswertungen für Frankfurt vorgenommen1.

Deutlicher Anstieg der Siedlungsfläche

Im betrachteten Zeitraum vergrößerte sich die bebaute Siedlungsfläche deutlich. Sie wuchs um 92,0 Hektar (+1,3 %), was etwa 130 Fußballfeldern entspricht. Zurückzuführen ist dies vor allem auf ein deutliches Wachstum der Wohnbauflächen um 45,9 Hektar und der Industrie- und Gewerbeflächen um 77,5 Hektar. Nur durch den Rückgang der Fläche besonderer funktionaler Prägung, die überwiegend Flächen öffentlicher Nutzung beinhaltet, fiel das Wachstum geringfügig niedriger aus.

Veränderung der Flächennutzung 2023 zu 2016

Art der Nutzung
in ha
Differenz zu 2023
2016 2023 absolut in ha in %
Siedlung baulich geprägt
Wohnbaufläche 3.652,4 3.698,3 45,9 1,2
Industrie- und Gewerbefläche 2.124,6 2.202,1 77,5 3,5
Halde 4,1 3,7 −0,4 −10,8
Tagebau, Grube und Steinbruch 9,9 9,9 0,0 0,0
Fläche gemischter Nutzung 617,3 621,5 4,2 0,7
Fläche besonderer funktionaler Prägung 786,0 750,5 −35,5 −4,7
insgesamt 7.194,2 7.286,2 92,0 1,3
Siedlungsfreifläche
Sport-, Freizeit- und Erholungsfläche 1.873,1 1.900,9 27,8 1,5
Friedhof 250,4 250,5 0,1 0,0
insgesamt 2.123,5 2.151,4 27,9 1,3
Verkehr
Straßenverkehr 2.654,6 2.662,2 7,6 0,3
Weg 473,9 480,3 6,4 1,3
Platz 125,0 118,9 −6,1 −5,1
Bahnverkehr 547,2 539,8 −7,4 −1,4
Flugverkehr 1.380,9 1.361,8 −19,1 −1,4
Schiffsverkehr 11,4 10,5 −0,9 −8,6
insgesamt 5.192,9 5.173,5 −19,4 −0,4
Vegetation
Landwirtschaft 5.971,4 5.873,6 −97,8 −1,7
Wald 3.659,2 3.644,1 −15,1 −0,4
Gehölz 99,8 113,8 14,0 12,3
Sumpf 0,4 0,4 0,0 0,0
Unland, vegetationslose Fläche 61,9 58,1 −3,8 −6,5
insgesamt 9.792,8 9.690,0 −102,8 −1,1
Gewässer
Fließgewässer 462,5 464,7 2,2 0,5
Hafenbecken 31,1 31,1 0,0 0,0
stehendes Gewässer 34,2 34,4 0,2 0,6
insgesamt 527,8 530,2 2,4 0,5

Quelle: Hessisches Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation; Stadtvermessungsamt Frankfurt a. M.; Eigenberechnung.

Bemerkenswert ist auch die Zunahme der städtischen Freiflächen um 27,9 Hektar (+1,3 %), was alleinig auf die Erweiterung der Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zurückzuführen ist. Der Ausbau bzw. die Renaturierung der Kanäle und Bäche führte zu einer Zunahme der Gewässerflächen um 2,4 Hektar.

Reduzierung der Vegetationsfläche

Im Gegensatz zur Siedlungsfläche verringerten sich die Vegetationsflächen in ähnlicher Größenordnung (102,8 ha). Der Rückgang ging vor allem zu Kosten der landwirtschaftlichen Flächen (-97,8 ha) und Waldflächen (-15,1 ha) .

Der durch die zentrale Lage und hohe Erreichbarkeit verursachte hohe Anteil an Straßen-, Flug- und Bahnflächen verringerte sich um 0,4 Prozent (19,4 ha) auf 5.173,5 Hektar. Dabei gilt es zu beachten, dass bei einer festen Gesamtfläche jede Vergrößerung einer Flächennutzungskategorie eine Verkleinerung einer anderen erfordert. Eine Umnutzung muss eindeutig kategorisiert werden, womit eine Veränderung auch methodische bedingt sein kann. So zeigte sich, dass 19,1 Hektar, die 2016 noch der Flächennutzungsgruppe Verkehr zugewiesen waren, bis 2023 zukzessive in die Flächennutzungsgruppe Siedlung umgewidmet wurden. Nun sind ehemalige Verkehrsflächenanteile des Flughafens als Industrie- und Gewerbeflächen ausgewiesen.

Große Unterschiede zwischen den Stadteilen

Unter den 46 Stadtteilen Frankfurt stehen im Vergleich die kleinsten Stadtteile Altstadt (50,7 ha) und Bahnhofsviertel (54,3 ha) dem flächenmäßig größten Stadtteil Sachsenhausen-Süd (einschließlich Flughafen) mit 3.053,6 Hektar gegenüber.

Einwohnerdichte 2023

Quelle: Hessisches Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation; Stadtvermessungsamt Frankfurt a. M.; Eigenberechnung.

Wird die Bevölkerungszahl zur Gesamtfläche in Beziehung gesetzt (=Einwohnerdichte), ergibt sich ein verändertes Bild. Die unmittelbar an das Stadtzentrum angrenzenden Stadtteile wiesen besonders hohe Bevölkerungsdichtewerte auf, die an der Peripherie deutlich geringere. Sachsenhausen-Süd mit 5,5 und Nieder-Erlenbach mit 5,7 Einwohnerinnen und Einwohner pro Hektar zeigten die niedrigsten Werte auf. Dies entspräche nur etwa sechs Personen auf einem Fußballfeld. 150 Personen wären es dagegen beim Stadtteil Nordend-Ost. Er besaß mit 148,4 Einwohnerinnen und Einwohner pro Hektar den höchsten Dichtewert.

Eine Besonderheit stellen der Stadtteile Heddernheim mit der Großsiedlung Nordweststadt (68,3 Einwohner/-innen pro ha) und der Stadteil Ginnheim (64,1 Einwohner/-innen pro ha) dar, die trotz Stadtrandlage eher höhere Dichtewerte aufwiesen. Mit 46 Einwohnerinnen und Einwohner pro Hektar gibt der Stadtteil Innenstadt den Durchschnittswert aller Frankfurter Stadtteile wieder.

Stadtstruktur und Flächennutzungsmuster in den Stadtteilen

Ähnliche Verteilungsmuster fanden sich bei der Flächenstruktur wieder. Die zentrumsnahen Stadtteile mit hoher Bevölkerungsdichte wiesen auch hohe Anteile an baulich geprägter Siedlungsfläche auf. Diese lagen zwischen 48,2 und 70,9 Prozent, was auf einen hohen Versiegelungsgrad und eine dichte Bebauung in diesen Gebieten hindeutet. Trotz der hohen Bevölkerungsdichte bildete der Stadtteil Ginnheim eine Ausnahme mit eine relativ ausgewogene Verteilung zwischen den Flächennutzungsarten.

Auch in den traditionellen Industrie- und Gewerbegebieten lag der Anteil der Siedlungsfläche deutlich höher als im Durchschnitt. Beispielhaft hierfür steht der Stadtteil Höchst im Westen der Stadt, der mit 70,9 Prozent den höchsten Siedlungsflächanteil in Frankfurt aufwies. Dies ist vor allem auf den Industriepark Höchst zurückzuführen, der den Stadtteil maßgeblich prägt. Auch die traditionellen Industriestandorte Griesheim und Ostend sind mit über 50 Prozent stark versiegelt. Der hohe Anteil an Siedlungsflächen im Stadtteil Westend-Süd (67,3 Prozent) kann wiederum auf die Messe zurückgeführt werden.

Niedrigste und höchste Anteile der Siedlungsfläche baulich geprägt 2023

Quelle: Hessisches Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation; Stadtvermessungsamt Frankfurt a. M.; Eigenberechnung.

Aufgrund des Ziels eines nachhaltigen Flächenmanagements konzentrierte sich das Hauptaugenmerk auf Siedlungsfläche. Dennoch ist es sinnvoll, auch die anderen Flächennutzungsarten zu betrachten. Bemerkenswert ist dabei, dass nach den baulich geprägten Siedlungsflächen die verkehrsbezogenen Flächen den zweitgrößten Flächennutzungsanteil ausmachen. Der restliche Bereich setzt sich vor allem aus Freiflächen im Siedlungsbereich, Gewässern und Vegetation zusammen.

Anteil der Flächennutzungsarten an der Gesamtfläche 2023

Quelle: Hessisches Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation; Melderegister; Eigenberechnung.

Anpassungen der Stadtteilgrenzen und städtebauliche Auswirkungen

Der Großteil der Flächenveränderung auf Stadtteilebene ist auf die 2018 durchgeführten Anpassungen der Stadtteilgrenzen zurückzuführen. Die bedeutendste Änderung betrifft die Neuzuordnung des Lyoner Viertels (ehemals Bürostadt Niederrad) zum Stadtteil Niederrad. Der ehemalige Schwanheimer Bezirk wurde neu strukturiert, um sowohl bestehende als auch geplante bauliche Entwicklungen zu berücksichtigen. Die Änderungen der Flächennutzung in den Stadtteilen Riederwald und Fechenheim sind ebenfalls auf die Anpassung der Stadtteilgrenze zurückzuführen. Die Neuordnung der Stadtteilgrenze im Gallus- und Gutleutviertel resultiert aus der dynamischen städtebaulichen Entwicklung im Neubaugebiet Europaviertel und aus der Verschiebung des Gleisvorfeldes, das vollständig dem Gallusviertel zugeordnet war.

Anpassung der Stadtteilgrenzen

Quelle: Straßenverzeichnis Frankfurt a.M. 2023.

Echte Flächennutzungsänderung

In den Stadtteilen Flughafen und Nordend-Ost kam es zu tatsächlichen Flächennutzungsänderungen innerhalb der Stadtteilgrenzen. Haupttreiber der Flächennutzungsänderungen in Sachsenhausen-Süd, Sossenheim, Unterliederbach, Bergen-Enkheim und Heddernheim waren die städtebaulichen Entwicklungen. Die Flächenexpansion im Bereich Wohnen, Industrie, Sportflächen usw., führte gleichzeitig meist zu einer Verringerung der Vegetationsflächen und teilweise auch der Verkehrsflächen.

Veränderung der Flächennutzung 2023 zu 2016

Quelle: Hessisches Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation; Melderegister; Eigenberechnung.

Stadtteile mit einer Veränderung über 2 ha.

Frankfurts Flächennutzungsänderungen spiegeln die Reaktion auf das Bevölkerungswachstum und die Nachfrage nach dringend benötigten Wohn- und Gewerbeflächen wider. Die Gesamtfläche der Stadt bleibt begrenzt, trotz weiterhin wachsender Bedarfe an Bauland. Die Flächenexpansion musste auf Kosten der Vegetation und der landwirtschaftlichen Flächen erfolgen, was die Notwendigkeit einer effizienten Umverteilung der begrenzten Bodenressourcen unterstreicht.

Fußnoten

  1. GUTFLEISCH, Ralf, 2020. Ein bunter Teppich – die Flächennutzung in Frankfurt. In: Frankfurter Statistische Berichte[online]. 2020. S. 1. [Zugriff am: 15.07.2025]. Verfügbar unter: statistikportal.frankfurt.de/Frankfurter_Statistische_Berichte↩︎

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