Ausgabe 10/2025
Arbeitslosigkeit in Frankfurt am Main 2024: Fachkräftemangel in einem Berufssegment besonders groß
Wo liegen die größten Chancen und Herausforderungen für Arbeitslose auf dem Arbeitsmarkt in Frankfurt am Main? Der Überblick über die Berufswünsche und Qualifikationen der Frankfurter Arbeitslosen sowie die Anforderungen des lokalen Arbeitsmarktes anhand der Statistik zum Jahresende 2024 zeigt, wo der Überhang an Arbeitsuchenden besonders groß ist. In einem Berufssegment zeigt sich aber auch ein eklatanter Fachkräftemangel.
Leistungen für Arbeitslose: Bürgergeld dominiert
Zum Jahresende 2024 waren in Frankfurt am Main insgesamt 28.495 Menschen arbeitslos gemeldet. Arbeitslose werden von der Bundesagentur für Arbeit in den Rechtskreisen Sozialgesetzbuch III (SGB III; Arbeitslosengeld) und Sozialgesetzbuch (SGB II; Bürgergeld) geführt. Die Mehrheit der Arbeitslosen in Frankfurt am Main, 65 Prozent (18.508), bezog zum Jahresende 2024 Bürgergeld, während 35 Prozent (9.987) Arbeitslosengeld erhielten.
Arbeitslosengeld und Bürgergeld 2024
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit.
Höhere Arbeitslosigkeit unter den Älteren
Zum Jahresende 2024 waren mit 15.395 etwas mehr Männer (54 %) als Frauen (46 % bzw. 13.100) arbeitslos gemeldet. Ähnlich zeigt sich auch die Verteilung bei der Herkunft. Knapp die Hälfte der Frankfurter Einwohnerinnen und Einwohner ohne Beschäftigung haben die deutsche Staatsangehörigkeit (48,2 % bzw. 13.744) und 51,8 Prozent eine ausländische (14.751). Mit einem Anteil von 71,8 Prozent (20.467 Personen) bilden die erwerbslosen 25- bis 54-Jährigen die mit Abstand größte Gruppe. Die Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 24 Jahren haben einen Anteil von 7,6 Prozent (2.170) und jede bzw. jeder Fünfte (20,6 %) unter den Arbeitslosen ist älter als 54 Jahre (5.858).
Die Arbeitslosenquote der Männer (6,6 %) liegt nur geringfügig über der der Frauen (6,4 %). Deutlicher zeigt sich der Unterschied nach Herkunft der Arbeitslosen. Bei Deutschen beträgt die Arbeitslosenquote 4,6 Prozent, bei Ausländerinnen und Ausländern 10,4 Prozent. Betrachtet man die Altersgruppen, so liegt die Arbeitslosenquote der 15- bis 24-Jährigen bei 5,4 Prozent, die der 25- bis 54-Jährigen bei 6,5 Prozent und bei den 55-Jährigen und Älteren erreicht sie mit 7,6 Prozent ihren Höchstwert.
Arbeitslose 2024: Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Altersgruppen
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit.
Umfrangreiche Zu- und Abgänge im Jahresverlauf
Im Verlauf des Jahres 2024 meldeten sich insgesamt 72.136 Frankfurterinnen und Frankfurter arbeitslos. Durch die Eigeninitiative der Arbeitslosen sowie durch die Bundesagentur für Arbeit konnten im gleichen Zeitraum 69.287 Personen in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermittelt werden oder eine Arbeitsstelle antreten, was den Umfang der Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt in Frankfurt verdeutlicht.
Qualifikation und Anforderungsniveau gehen auseinander
Die Qualifikation stellt einen zentralen Faktor dar, um in Arbeit zu kommen. 63,7 Prozent der Arbeitslosen (18.152) verfügen über keine abgeschlossene Berufsausbildung. Lediglich jede und jeder Fünfte (20,7 % bzw. 5.889) hat eine betriebliche oder schulische Ausbildung, während 15,6 Prozent (4.452) eine akademische Ausbildung vorweisen können.
Dem gegenüber steht eine hohe Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften, Spezialistinnen und Spezialisten sowie Expertinnen und Experten. Das aktuell verfügbare Arbeitskräftepotenzial kann diesen Anforderungen jedoch nicht ausreichend gerecht werden. Besonders deutlich wird dieses Missverhältnis im Bereich helfender Tätigkeiten. Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen (50,7 % bzw. 14.447) sucht eine Beschäftigung mit niedrigem Anforderungsniveau, jedoch waren zum Jahresende lediglich 1.459 Stellen in Frankfurt mit diesem Anforderungsniveau bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet.
Helferbereich mit deutlichem Überangebot an Arbeitskräften
Der größte Arbeitskräfteüberhang besteht im Bereich helfender Tätigkeiten. In den höheren Qualifikationsstufen (Fachkräfte, Spezialisten, Experten) nimmt dieses Ungleichgewicht zwar ab, bleibt aber mit rund doppelt so vielen Arbeitslosen wie offenen Stellen weiterhin bestehen.
Anforderungsniveaus von gemeldeten und gesuchten Stellen 2024
Anforderungsniveau | gemeldete Stellen | Arbeitslose | Arbeitskräfteüberhang |
---|---|---|---|
Helfer/-in | 1.459 | 14.447 | 12.988 |
Fachkraft | 4.293 | 7.286 | 2.993 |
Spezialist/-in | 1.053 | 2.346 | 1.293 |
Expertin/Experte | 1.520 | 3.132 | 1.612 |
keine Angabe | – | 1.284 | × |
insgesamt | 8.325 | 28.495 | 18.886 |
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit.
Ungleichverteilung von Angebot und Nachfrage in den Berufssegmenten
Den 28.495 arbeitslosen Frankfurterinnen und Frankfurtern standen am Ende des Jahres 2024 insgesamt 8.325 der Bundesagentur für Arbeit gemeldete offenen Stellen gegenüber. Ein Blick auf die Berufssegmente zeigt eine deutliche Ungleichverteilung zwischen Arbeitslosigkeit und Stellenangeboten.
Besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind Verkehrs- und Logistikberufe (3.662), Handelsberufe (3.396), Lebensmittel- und Gastgewerbeberufe (3.181), Reinigungsberufe (3.069) sowie Berufe in der Unternehmensführung und -organisation (3.044). In diesen Berufssegmenten befinden sich mit einem Anteil von über 55 Prozent mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen in Frankfurt.
Berufssegmente: Gemeldete Stellen und Arbeitslose 2024
Berufssegment | gemeldete Stellen | Arbeitslose | Arbeitskräfte- bzw. Stellenüberhang |
---|---|---|---|
Verkehrs- und Logistikberufe | 1.385 | 3.662 | 2.277 |
Handelsberufe | 730 | 3.396 | 2.666 |
Lebensmittel- und Gastgewerbeberufe | 593 | 3.181 | 2.588 |
Reinigungsberufe | 156 | 3.069 | 2.913 |
Berufe in Unternehmensführung und -organisation | 659 | 3.044 | 2.385 |
Soziale und kulturelle Dienstleistungsberufe | 583 | 1.970 | 1.387 |
Sicherheitsberufe | 534 | 1.576 | 1.042 |
Unternehmensbezogene Dienstleistungsberufe | 700 | 1.537 | 837 |
Medizinische und nicht-medizinische Gesundheitsberufe | 557 | 1.513 | 956 |
Bau- und Ausbauberufe | 482 | 1.370 | 888 |
IT- und naturwissenschaftliche Dienstleistungsberufe | 593 | 987 | 394 |
Fertigungstechnische Berufe | 1.069 | 853 | −216 |
Fertigungsberufe | 239 | 761 | 522 |
Land-, Forst- und Gartenbauberufe | 45 | 292 | 247 |
keine Angabe | – | 1.284 | × |
insgesamt | 8.325 | 28.495 | 18.886 |
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit.
Die Verteilung der gemeldeten Stellen zeigt ein anderes Bild. Von den insgesamt 8.325 offenen Stellen liegen die meisten in Verkehrs- und Logistikberufen (1.385), gefolgt von fertigungstechnischen Berufen (1.069), Handelsberufen (730), unternehmensbezogenen Dienstleistungsberufen (700) und Berufen in Unternehmensführung und -organisation (659). Diese fünf Segmente stellen knapp 55 Prozent aller vakanten Stellen dar und setzen damit einen klaren Schwerpunkt im Frankfurter Stellenangebot.
Verhältnis von Stellenangebot und -nachfrage in den Berufssegmenten sehr unterschiedlich
In zwei Berufssegmenten fällt ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage besonders auf. Einzig die fertigungstechnischen Berufe verzeichnen mehr offene als gesuchte Stellen. Die Zahl der gemeldeten Stellen (1.069) übersteigt hier die 853 der in diesem Bereich gesuchten Beschäftigungsverhältnisse um 216 Stellen (Stellenüberhang) – ein klares Zeichen für einen Fachkräftemangel in diesem Bereich.
Die Reinigungsberufe zeigen ein gegenteiliges Bild. Hier stehen 3.069 Arbeitslose lediglich 156 offenen Stellen gegenüber – ein Arbeitskräfteüberhang (2.913), der auf fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten hinweist.
Arbeitsmarkt in Schieflage: viele Helferinnen und Helfer suchen Jobs, Fachkräfte fehlen
Die Arbeitsmarktlage in Frankfurt am Main offenbart ein deutliches Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage: Ein Großteil der Arbeitslosen sucht eine Beschäftigung im Helferbereich, für die es jedoch nur ein relativ begrenztes Stellenangebot gibt. Gleichzeitig zeigt sich in Berufen mit einem höheren Anforderungsniveau ein umgekehrtes Bild. Hier sind mehr offene Stellen verfügbar, als dass es geeignete qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber gibt. Die Herausforderung für Arbeitsuchende und Arbeitgebende ist damit nicht allein die Zahl offener Stellen – sondern vor allem die Passung von Anforderungen und Qualifikation.